
MOST – NOTHING ELSE LETTERS



MOST – NOTHING ELSE LETTERS
08.07.2017 – 31.08.2017
art is just a four letter word gallery
Markt 6, 59494 Soest
Nachdem der deutsche Künstler MOST vor zwei Jahren seiner ersten Ausstellung in Soest den Musiktitel hip to be square verliehen hatte, erinnert der aktuelle Titel nothing else letters ebenso an ein populäres Stück Musikgeschichte. Stand 2015 sinngemäß das quadratische Format der Bilder im Vordergrund, so erlaubt die Referenz auf die Rockballade einen tiefgreifenderen Diskurs. Kunstgeschichtliche Bezüge, die das Entsagen der Motivwelt im Sinne Kasimir Malewitschs gegen die typografischen Spielereien Robert Indianas abgrenzen und eine oberflächlich konzeptionelle Herangehensweise stützen, treten nun unmerklich hinter einen fundierteren Ansatz, der an den Ursprung und das künstlerische Ziel MOSTs anknüpft.
Neben der experimentellen Weiterentwicklung, die mit der Verlagerung der künstlerischen Arbeit ins Studio und damit auf die Leinwand einhergeht, hält er dennoch an seinen urbanen Wurzeln fest: Zwar soll keine reine Imitation des Straßen-Graffiti stattfinden – er spürt durchaus, dass mehr geleistet werden muss, als Graffiti en miniature herzustellen –, doch der Duktus der Sprühdose müsse erkennbar bleiben. Daraus resultiere die Lebendigkeit, der Esprit, der die Werke von toten Grafikarbeiten unterscheide. Auch will MOST seine Arbeiten trotz eines Höchstmaß’ an Reduktion nicht als Minimal Art verstanden wissen, vielmehr sperrt er sich gegen jedwede Anwendung vorhandener Termini aus der Kunstwissenschaft. Kunst, diesem riesigen Wort, versucht sich MOST durch die Vermeidung kurzlebiger Trends anzunähern, um in der romantischen Hoffnung auf Unsterblichkeit heranzuwachsen.
Der bewusste Schritt in den Galerieraum markierte auf dieser Reise eine gewisse Zäsur, einen Nullpunkt, von dem aus er in diese vorher nie geplante Richtung vorzudringen begann. Unter Berücksichtigung seiner künstlerischen Herkunft wandelte MOST in diesem neuen Licht das einstige Repertoire aus Pfeilen und anderen Schriftergänzungen zu teilweise geometrisch aufgelösten Grundformen und kreativen Verflechtungen, die gelegentlich nur mit dem Wissen um den vierteiligen Künstlernamen zu dechiffrieren sind. In der Reduktion entdeckt MOST eine Form der Meditation, die ihn bisweilen an seine Leistungsgrenze treibt – als würde nichts anderes zählen.
Auch der Titel auf dem legendären Schwarzen Album der bekannten amerikanischen Metall-Band fiel in die Zeit einer Neuorientierung der selbigen. Längst ist das Lied zum allgemeinen Mainstream entartet, ein Schicksal, was der Kunst von MOST nicht zu wünschen wäre, würde es doch der feinsinnigen Formensprache nicht gerecht werden.